Arne Kopfermann – Mitten aus dem Leben – von Lukas Gotter
Wenn sich von einem auf dem anderen Moment die Welt auf den Kopf stellt. Gerade noch in Urlaubsstimmung, geht es um Leben und Tod deiner Tochter. Ein Autounfall auf dem Weg zu einem Freizeitpark – mit Todesfolge. Wie zynisch kann das Leben eigentlich sein? Und wie verrückt ist es gerade dann, an einen „guten“ Gott zu glauben?
Arne Kopfermann ist genau das passiert. Ein – zumindest in christlichen Kreisen – sehr bekannter Musiker, Lobpreiser und Theologe. Ein Experte in Sachen Lobpreis und Anbetung. Und plötzlich verliert er seine Tochter. Das macht sprachlos. Mich macht es sprachlos. Und viele Menschen in seinem Umfeld macht das sprachlos. Andere reden immer drauf los, versuchen zu Trösten mit platten Sprüchen. Wie zynisch ist eigentlich das?
Er beginnt seine Emotionen in Liedern und Texte zu packen. Liedern, die wirklich zu Herzen gehen. Texte, die genau diese zerstörte heile Welt aufgreifen und sie lebendig wird beim Zuhörer. Und die er samt Band in einer Konzertlesung packt. So geschehen bei uns am 2. März 2019. Eine Ehre, solch einen grandiosen Künstler bei uns begrüßen zu dürfen. Tagsüber schult er die Lobpreiser der Gemeinde und der Region. Abends nimmt er uns mit in seine Erinnerungen an den Tag, als seine Sarah starb. Natürlich kann man solch ein Ereignis nicht weglachen oder weg“christianisieren“. Nein, es macht was mit einen. Viele Zuhörer haben Tränen in den Augen. Ich persönlich fühle mich gereinigt, von falschen Gottesbildern, „ach-zu-einfachen“ Antworten und Plattitüden. Ich beginne nachzudenken, was wir für Lieder wir eigentlich im Gottesdienst singen. Wir schmettern „Wie noch niemals zuvor“ – und das immer wieder. Wir drehen uns (zu oft) um uns selbst. „Ich, mich, meiner, mir – lieber Gott, wir danken dir.“ Arnes Worte klingen wie Balsam. Und obwohl er logischer Weise Gott anklagt (wie 65 Psalmen der Bibel im Übrigen auch), lässt er Gott Gott sein. Sein Bild von ihm wird verformt, besser gesagt: geformt. Aber er hält fest an der tiefen Wahrheit, die wir so ähnlich auch bei Hiob finden: „Du bist Gott und wir sind es nicht.“
Und Arnes Hoffnung bleibt bestehen. „Der Tag, er kommt bestimmt, an dem wir wieder zusammen sind.“ Solch einen Satz singt niemand, der keine Hoffnung hat. Und trotzdem erzählt er, wie sie zwischenzeitlich weg war. Er heulen musste. Im Lobpreis. Im Gottesdienst. Er. Der Super-Lobpreiser Deutschlands. Das ergreift mein Herz auch im Rückblick immer wieder. Was für ein Moment!
Dieses Konzert war kein Happy-Clappy-„Lasst-uns-alle-aufstehen-und-springen“-Lobpreis-Abend. Sondern ein Abend, der in die Tiefen der Gottes Beziehungen führt. Ein Abend, der bleiben wird bei jedem der da war. Danke, Arne!
von Lukas Gotter